Die Aufbahrungshalle aus eingefärbtem und geschliffenem Sichtbeton ist nach außen hin als kubischer Sarkophag konzipiert. Schmale Schlitze entlang der Längswände lassen den schweren „Deckel“ jedoch schweben. Stirnseitig wird die Betonwand (bis zur Hälfte der gesamten Höhe) nach oben geklappt und bildet den Eingang – der Eindruck, das massive Vordach, exakt in der Größe der Türöffnung, könnte jederzeit das Grab für immer schließen, wurde bewusst inszeniert.
Mit dem Betreten der Halle wird die ganze Aufmerksamkeit auf das zentrale Geschehen, nämlich die Realität des Todes in Verbindung mit dem Glauben der Auferstehung gelenkt. Ganz im Gegensatz zur geschlossenen äußeren Form wird hier der Raum nach oben hin aufgebrochen und erhellt. Auf den Sargtisch inmitten des Raumes fällt durch ein Oberlicht in der Decke ein mächtiger und gerichteter Lichtstrahl. Hinter dem Sargtisch erstreckt sich eine Bildwand vom Boden bis zur Decke, und verschwindet im Schacht des Oberlichtes. Die Symbolik der Bildwandgestaltung von Johanes Zechner, mit einer „schwebenden“ gotischen Holzfigur des auferstandenen Christus im Zentrum, verstärkt den Gedanken der Auferstehung. Die im Raum frei stehende Bildwand verdeckt den Blick auf die Sakristeitür in der Rückwand. Der Aufbahrungstisch und einzelne Holzsitze, auskragend entlang der Längswände, sind das einzige unverrückbare Inventar im sakralen Raum.
Mit der geschlossenen Form nach außen hin und dem gerichteten Licht im Inneren, knüpft die Aufbahrungshalle in Micheldorf formal direkt an die mittelalterlichen Karner, die zahlreich in Kärnten anzufinden sind, an.
Čertov / Morianz; Bauherrschaft: Diözese Gurk-Klagenfurt; Fotografie: fc Architekten